Diabetes Wissen / Sieben Ursachen für einen erhöhten Blutzuckerspiegel am Morgen bei Typ-1-Diabetes
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Warum ist mein Blutzucker morgens so hoch?!
Vielleicht haben auch die erfahrenen "Monsterzähmer" unter euch dieses Phänomen bemerkt: Ihr habt euren Blutzucker im Allgemeinen gut im Griff, aber die hohen Nüchternblutzuckerwerte machen euch zu schaffen. Dafür gibt es verschiedene mögliche Erklärungen.
Basalinsulin
Ein häufiger Grund für erhöhte Blutzuckerwerte am Morgen könnte eine unzureichende Dosis des nächtlichen Basalinsulins sein. Dies bedeutet, dass die Menge des Basalinsulins möglicherweise nicht ausreicht, um den Blutzuckerspiegel während der Nacht stabil zu halten.
Warum ist Basalinsulin wichtig?
Kurz erklärt: Zwischen den Mahlzeiten und nachts geben die Leber und die Nieren kontinuierlich Zucker ins Blut ab, um den Blutzuckerspiegel auf einem stabilen Niveau zu halten. Dieser Prozess setzt etwa 8-12g Zucker pro Stunde frei, abhängig vom Körpergewicht. Um diesen Zucker in die Zellen zu transportieren, benötigt der Körper Insulin. Hier kommt das Basalinsulin ins Spiel, das ungefähr 50% des täglichen Insulinbedarfs decken sollte, wobei dieser Anteil individuell zwischen 40 und 60% variieren kann.
Mit der Zeit kann sich der Insulinbedarf verändern. Faktoren wie Erkältungen oder Fieber können temporär den Insulinbedarf erhöhen, was sich in veränderten Blutzuckerwerten zeigt. Langfristige Veränderungen können jedoch auch "schleichend" auftreten, beispielsweise durch Gewichtszunahme oder -abnahme, hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre bei Frauen oder in der Pubertät.
Dawn-Phänomen
In den frühen Morgenstunden, meist zwischen 3 und 6 Uhr, steigt der Bedarf an Basalinsulin bei den meisten Menschen leicht an. Dieses Phänomen, bekannt als das Dawn-Phänomen, kann individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Der Grund für diesen Anstieg ist die verstärkte Ausschüttung von Wachstumshormonen, Adrenalin, Cortisol und Glukagon, die als Gegenspieler des Insulins fungieren. Es kann schwierig sein, diesen erhöhten Insulinbedarf mit Basalinsulinen allein auszugleichen. Eine Insulinpumpe kann jedoch hilfreich sein, da sie in der Lage ist, den erhöhten Insulinbedarf in den frühen Morgenstunden präzise und stundenweise zu decken.
Schlafqualität
Stress kann zu schlechtem Schlaf führen, und wenn die Schlafdauer auf unter 6 Stunden sinkt, ist häufig ein Anstieg des Cortisolspiegels zu beobachten. Cortisol wirkt als Gegenspieler von Insulin, was zu erhöhten Blutzuckerwerten führen kann.
Etwa 1,5 Stunden nach dem Einschlafen sinkt der Insulinbedarf im Durchschnitt um 30 %. Dieser Bedarf kann manchmal auch schneller sinken, was dazu führen kann, dass man nach einem kurzen Nachmittagsschlaf mit einer Unterzuckerung aufwacht.
In der Nacht ist der Insulinbedarf normalerweise zwischen 2 und 3 Uhr am niedrigsten. Beim Aufwachen steigt der Bedarf plötzlich an, was durch Hormone verursacht wird, die auch den Blutdruck beeinflussen. Wer ein kontinuierliches Glukosemesssystem (CGM) verwendet, kann solche Schwankungen besonders gut beobachten.
Für manche Menschen kann es hilfreich sein, eine kleine Dosis schnell wirkendes Insulin direkt nach dem Aufstehen zu nehmen, um den Anstieg des Blutzuckerspiegels auszugleichen. Dies ist besonders nützlich für diejenigen, die erst später frühstücken.
Abendessen, Eiweiß und Fett
Viele kennen das Szenario: Man kommt spät nach Hause, hat großen Hunger und isst kurz vor dem Schlafengehen noch eine reichhaltige Mahlzeit. Da die Verdauung im Liegen verlangsamt ist, kann sich dies in Form hoher Nüchternblutzuckerwerte am nächsten Morgen bemerkbar machen.
Besonders Mahlzeiten mit hohem Eiweiß- und Fettgehalt, wie etwa ein Steak mit Salat, führen zu einem verzögerten Anstieg des Blutzuckerspiegels. Der Proteinanteil in der Nahrung beeinflusst den Blutzucker, jedoch zeitversetzt.
Abhängig von der Menge kann der Blutzuckerspiegel nach etwa 3 bis 8 Stunden ansteigen. Das liegt daran, dass blutzuckerwirksame Eiweißbausteine (Aminosäuren) in Glukose umgewandelt werden, und einige Aminosäuren eine vermehrte Glukagonfreisetzung fördern, was die Leber dazu veranlasst, mehr Zucker ins Blut abzugeben. Es ist daher ratsam, die Portionsgrößen am Abend zu überwachen oder sich über die Berechnung von FPE (Fett-Protein-Einheiten) zu informieren, um besser damit umzugehen.
Vergessenes Insulin für Snacks
Ein bisschen YouTube hier, ein bisschen Netflix dort – oft gehören Snacks zur entspannten Bildschirmzeit dazu. Diese Entspannung ist zwar angenehm, kann aber auch problematisch sein: Spätabendliches oder nächtliches Snacken kann zu hohen Nüchternblutzuckerwerten führen, vor allem, wenn das Insulin dafür vergessen wird.
Tipp: Am besten auf Snacks verzichten (obwohl das zugegeben schwer ist). Wenn man doch snacken möchte, sollte man unbedingt an das Insulin denken. Jede BE/KE kann den Blutzuckerspiegel um etwa 30-50 mg/dl (1,7-2,8 mmol/l) erhöhen, was mit ein paar Chips oder Erdnussflips schnell erreicht ist.
Hohe Blutzuckerwerte am Abend
Manchmal beginnt die Nacht bereits mit einem erhöhten Blutzuckerwert. In solchen Fällen ist es wichtig, auf einen guten Ausgangswert für die Nacht hinzuarbeiten.
Die Basalinsulinmenge ist gut eingestellt, wenn das Insulin den Blutzucker stabil hält oder ihn bei Werten unter 180 mg/dl (10 mmol/l) durch den Konzentrationsausgleich der Glukose innerhalb und außerhalb der Zelle sogar auf 120 mg/dl (6,7 mmol/l) senkt. Startet man jedoch mit hohen Werten in die Nacht, bleibt der Blutzuckerspiegel oft auch am Morgen erhöht.
Nächtliche Unterzuckerungen
Abschließend kann ein hoher Nüchternblutzuckerwert auch auf eine nächtliche Hypoglykämie (Unterzuckerung) hinweisen. Während einer Hypoglykämie wird Adrenalin freigesetzt, das eine Zuckerfreisetzung aus der Leber auslöst und den Blutzuckerspiegel zeitverzögert ansteigen lässt. Um dies zu überprüfen, kann ein nächtlicher Glukosecheck zwischen 2 und 3 Uhr hilfreich sein.
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